Tschetschenien war meine härteste Tour.

Nicht wegen den Arbeitszeiten oder technischer Problemen, sondern wegen der Umstände vor Ort.

Aber dazu mehr später. Zuerst mussten wir dort hinkommen. Wir flogen mit der Laufthanse von Frankfurt nach Moskau. Dort besuchten wir unser lokales Büro und blieben über Nacht.

Am nächsten Morgen ging es zum Inlands-Flughafen von Moskau mit dem Namen Domodedowo.. hat schon was oberhessisches, oder.. 🙂 So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Der Flughafen lag im Dreck. Es sah wirklich schlimm aus im Gensatz zum internationalen Flughafen.

Wir hatten einen Learjet gebucht, in den unser Gepäck und Equipment verladen wurde. Danach konnten wir einsteigen. Der Flieger hatte links eine Sitzreihe und rechts 2 davon. Er wurde von zwei Piloten geflogen und eine Stewardess kümmerte sich um uns. So ein Learjet ist nicht besonders groß. Speziell die Höhe im Passagierraum ist recht niedrig. Deshalb konnte unsere große Stewardess nur gebückt den schmalen Gang auf und ab gehen um uns mit Fisch, Gurken und Rote Beete zu versorgen. So flogen wir ohne Zwischenstop nach Dagestan, der Staat östlich von Tschetschenien.

Dort angekommen wurde alles in Lada’s verladen. Ganz normale PKW’s welche  in Lizenz von Fiat in Russland gebaut wurden. Also keine SUV’s oder Offroader. Die Lada’s wurden bestzt mit jeweils zwei Fahrern und zwei von uns. Am Abend ging es dann los. Da die Russen uns direkt abgefangen oder abgeschossen hätten, musste unsere kleine Kolonne nachts und quer durch die Steppe fahren. Seit dem habe ich großen Respekt vor den Lada’s!

Die Fahrt dauerte vierzehn ( 14 ) Stunden!! Sabine, die auch dabei war muss normalerweise alle 30min zur Toilette. Diese Nacht musste sie wegen der Gefahrenlage  durchhalten. Sie hat es geschafft….

Angekommen in einem kleinen Ort in der Nähe der Grenze zu Tschetschenien bezogen wir Quartier in einem Kindergarten. Nach 14 Stunden Fahrt musste natürlich jeder erst einmal auf die Toilette. Es gab im ganzen Haus 2 Toiletten für ca 30 Leute. Wasserspülung gab es keine!! Die eine Toilette war nicht mehr zu benutzen, das sie im wahrsten Sinne des Wortes voll geschissen war. Im Raum stapelte sich das benutzte Toilettenpapier. Also gab es nur eine Möglichkeit sich seiner zu entledigen. Man(n) musste raus ins Kalte. Die zweite Toilette hatten wir für die Frauen reserviert. Diese war einigermaßen ok

Waschmöglichkeiten gab es auch keine. In der ganzen Zeit haben wir einmal geduscht und zwar eiskalt ( im Winter ) in einem umgebauten Kuhstall. Hier muss ich allerdings auch erwähnen, dass uns einer der lokalen Fahrer uns in sein Haus einlud, wo wir in einem warmen Bad heiß baden konnten. Es war herrlich. Der muslimischen Familie bin ich heute noch dankbar!

Es gab einen großen Raum den wir als Schaltraum ( MCR ) und Aufenthaltsraum nutzen. Hier wurde gearbeitet, geschlafen, gegessen und getrunken. Betten gab es keine, so schliefen wir auf dem Boden in unseren Schlafsäcken.

Meine Sendeanlage war natürlich draußen in einem Zelt untergebracht. Diese wurde auch sabotiert indem jemand den Feedarm in der Antenne verbogen hat. Damit war meine Arbeit erst mal erledigt, bis Ersatz nach ca 1 Woche kam.

Der Einsatz dauerte ca 6 Wochen über Weihnachten und Neujahr. Es gäbe viel zu erzählen, aber ich will es kurz halten. Nur noch eine Sache. Die Rückreise war ebenso spannend. Wir fuhren wieder mit einem Lada zurück. Diesmal über die offiziellen Straßen . Der Flug zurück nach Moskau verlief problemlos und wir hatten direkt Anschluss mit der Lufthansa nach Frankfurt. In Frankfurt angekommen nahmen wir ein Taxi . Die Fahrerin öffnete bei unserem einsteigen alle Fenster inkl. dem Schiebedach. Weil wir so stanken!! Um den Gestank nicht in die Wohnung zu bringen zogen wir uns im Hausflur komplett aus und gingen erstmal länger duschen.. 🙂

Zu der Zeit gab es noch keine Smartphones und ich hatte auch keine Kamera dabei. Es gibt nur eine Kopie aus der Firmenzeitschrift die ein unscharfes Bild zeigt. Der Typ mit der Tonangel bin ich.